Es gibt sie überall auf der Welt: Bauernregeln. Denn es ist von jeher Brauch, sein Wissen den Nachfahren zu überlassen. Wir schauen auf ein paar Regeln für Deutschland und was sie uns über das kommende Wetter verraten.
Der Januar startet mit dem Neujahrstag und folgender Regel: "Wenn's um Neujahr Regen gibt, oft um Ostern Schnee noch stiebt." In diesem Jahr war der 1. Januar einer der wärmsten der letzten Jahrzehnte. In den Stunden rund um den Jahreswechsel gab es Regen nur im äußersten Norden und Nordwesten. Am 31.12.2022 regnete es im Norden Deutschlands recht verbreitet, nach Süden hin war es meist trocken.
Auch am ersten Januar gab es Regen nur im Westen und Norden, im Osten und Süden fiel kaum etwas. Für Schnee an Ostern, dieses Jahr übrigens um den 10. April, kann es nun so oder so ausgehen. Im Süden dürfte nach Bauernregel nichts fallen. Im Norden und Westen stehen die Chancen schon besser. Ungewöhnlich wäre es nicht, denn Tiefdruckgebiete mit Regen ziehen meist vom Atlantik oder der Nordsee her rein. Zapfen sie kalte Luft polaren oder subpolaren Ursprungs an, fällt Schnee. Bei ausreichend kalter Vorwitterung kann der sogar liegen bleiben.
Eine Prognose für den weiteren Verlauf des Winters liefert die Regel am 6. Januar: "Ist bis Dreikönig kein Winter geworden, verdient er bis Ostern auch keinen Orden." Seit Winterbeginn am 21. Dezember war es mild, teils auch sehr mild und zeitweise nass. Winter hatten wir seither eigentlich nicht. Zwischendurch setzte bis auf 2000 Meter Höhe Tauwetter ein. In dieser Woche geht die Temperatur aber zurück,
zeit- und gebietsweise fällt sogar etwas Schnee. Tagsüber gibt es noch leichte Plusgrade, die Nächte werden aber zunehmend frostig. Wie lang der Wintereinbruch andauert, ist noch ungewiss. Die Neuschneemengen sind gering, oftmals taut der Schnee tagsüber wieder weg. Nur in den wirklich hohen Lagen der Mittelgebirge und der Alpen bleibt er länger liegen. Ob so ein Halbwinter einen Orden wert ist, muss jeder für sich entscheiden. Nach Bauernregel kommt aber kein "richtiger Winter" mehr.
Für den gestrigen 16. Januar gibt es eine Regel, die auf den September abzielt:" Wie das Wetter an Marzellus war, wird's im
September: trüb oder klar." Der gestrige Tag war in der Osthälfte des Landes recht freundlich, die Sonne schien zwischen 3 und 6 Stunden.
Regen kam erst später am Abend und in der Nacht auf. In der Westhälfte hingegen dominierten die Wolken, Lücken waren selten, teils blieb es den ganzen Tag trüb. Dazu regnete es immer wieder.
Wenn man das gestrige Wetter auf den September überträgt, so scheint er ein wechselhafter Geselle zu werden. Sonne, Wolken, Regen. Ein typischer Herbsttag also.
Auch für den heutigen Tag gibt es Bauernregeln: "Große Kälte am Antoniustag manchmal nicht lange halten mag." Große Kälte gibt es heute nicht. Immerhin werden bis zu 7 Grad erreicht. Die Nacht wird allerdings verbreitet frostig. Wie es um den Winter bestellt ist, haben wir oben schon gesehen. Die zwei Regeln unterstützen sich quasi. Eine weitere Regel besagt:" Wenn zu Antoni die Luft ist klar, gibt's ein trockenes Jahr.". Der Tag startete zumindest in der Nordhälfte des Landes mit Regen und vielen Wolken. Diese verzogen sich allerdings mehr und mehr nord- und ostwärts und vielerorts kam die Sonne zum Vorschein. Im Süden kommen am Nachmittag und Abend dichte Wolken und Regen auf. So ganz klar ist die Luft also nicht.
Das stimmt hoffnungsvoll, dass dieses Jahr nicht wieder so trocken wird wie die letzten Jahre, wenn man denn auf Bauernregeln setzt?
Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.01.2023
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Thema des Tages
Die wärmsten, trockensten und sonnigsten Orte in Deutschland
Besonders warme Orte im Jahr 2022*
Platz Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Waghäusel-Kirrlach Baden-Württemberg 13,0 °C +2,7 Grad
2 Köln-Stammheim Nordrhein-Westfahlen 12,9 °C +2,1 Grad
3 Freiburg Baden-Württemberg 12,8 °C +3,1 Grad
Besonders kalte Orte im Jahr 2022*
Platz Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Zinnwald-Georgenfeld Sachsen 6,7 °C +2,3 Grad
2 Carlsfeld Sachsen 6,7 °C +2,3 Grad
3 Deutschneudorf-Brüderwiese Sachsen 7,2 °C +1,3 Grad
Besonders niederschlagsreiche Orte im Jahr 2022**
Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Ruhpolding-Seehaus Bayern 1897,0 l/m² 85 %
2 Baiersbronn-Ruhestein Baden-Württemberg 1880,5 l/m² 94 %
3 Aschau-Stein Bayern 1807,2 l/m² 83 %
Besonders trockene Orte im Jahr 2022**
Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Neutrebbin Brandenburg 314,5 l/m² 69 %
2 Quedlinburg Sachsen-Anhalt 321,6 l/m² 74 %
3 Gardelegen-Lindstedterhorst Sachsen-Anhalt 322,5 l/m² 60 %
Besonders sonnenscheinreiche Orte im Jahr 2022**
Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 Rheinfelden Baden-Württemberg 2355 Stunden 137 %
2 Balingen-Bronnhaupten Baden-Württemberg 2351 Stunden 140 %
3 Stuttgart-Echterdingen Baden-Württemberg 2333 Stunden 134 %
Besonders sonnenscheinarme Orte im Jahr 2022**
Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 Glücksburg-Meierwik Schleswig-Holstein 1663 Stunden 112 %
2 Carlsfeld Sachsen 1712 Stunden 122 %
3 Leck Schleswig-Holstein 1762 Stunden 114 %
Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.
* Jahresmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int. Referenzperiode 1961-1990)
** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Jahreswertes zum vieljährigen Jahresmittelwert der jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).
Hinweis:
Einen ausführlichen Jahresrückblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter www.dwd.de/presse
Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.01.2023
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Alarmierende Gletscherschmelze in den Alpen
Dem "Ewigen Eis" in den Alpen geht es im diesjährigen Sommer besonders dramatisch an die Substanz. Die Gletscherschmelze könnte somit besonders extrem stark ausfallen und den ohnehin schon angespannten Aderlass der Gletscher beschleunigen.
Allein die Webcams aus den Gletscherregionen der Zentralalpen zeigen bereits eindrucksvoll das massive Schmelzen der für die Gletscher so wichtigen schützenden Schneeschicht. Beispielhaft sei hier der Vergleich vom Kleinfleißkees zwischen diesem und letztem Jahr (Abbildung 1 und 2; mit freundlicher Unterstützung von
www.foto-webcam.eu) gewählt. Auf dem Gipfel des 3106 m Sonnblicks (oben rechts in den Abbildungen 1 und 2) betreibt die Zentralanstalt für Meteorologie und Geophysik (ZAMG) am Alpenhauptkamm ein Observatorium. Besonders eindrücklich wird es zudem, wenn man sich dazu noch die nackten Zahlen vor Augen führt. Am Observatorium am Sonnblick beträgt die Schneehöhe aktuell nur noch 26 cm, ein Negativrekord für diese Jahreszeit. Hält der Trend an, dann ist der Sonnblick in wenigen Tagen praktisch schneefrei. Auf der Zugspitze gibt es seit fast zwei Wochen keine geschlossene Schneedecke mehr, nur noch Schneeflecken. Das wird auch beim Blick auf den Schneeferner unterhalb des Gipfels sichtbar (Abbildung 3). Ähnlich früh lag zuletzt 1960 so wenig Schnee. Die tiefer gelegenen Gletscherregionen sind daher oft schon aper, sprich das blanke Eis ist zu sehen. Zum Teil liegt das Eis soweit frei, wie es normalerweise erst im August der Fall ist. Und jenes Eis schmilzt nun seit einigen Wochen besonders rasant. Selbst in den höchsten Lagen schützt nur noch wenig Schnee das Gletschereis. Normalerweise würden in den Lagen oberhalb von 3000 m um diese Jahreszeit noch rund 2 bis 3 m Schnee liegen.
Welche Faktoren sind für die außerordentlich dramatische Lage der Gletscher in den Alpen verantwortlich? Da wäre zum einen der Winterniederschlag. Das Winterhalbjahr war in den inneralpinen Regionen, wo die meisten Gletscherregionen liegen, aber insbesondere auch südlich des Alpenhauptkamms besonders schneearm. Lediglich in einigen Staulagen der Nordalpen brachte vor allem der Februar etwas überdurchschnittlich Niederschlag. Allerdings profitierten von den Neuschneemengen nur die Hochlagen, da der Winter erneut überdurchschnittlich mild ausfiel. Im Frühjahr setzte sich dann die schneearme Lage fort.
Des Weiteren gab es vor allem Mitte März mehrere teils intensive Saharastaubereignisse. Der Staub setzte sich auf dem Schnee ab und machte ihn besonders schmutzig. Zwar wurde dieser zwischenzeitlich mal von Neuschnee überlagert aber spätestens ab Mai war der Staub wieder an der Oberfläche. Der dunkle Staub verringerte dabei das Reflexionsvermögen (Albedo) des Schnees und erhöht im Gegenzug die Absorption der Sonnenenergie. Dadurch wurde der Schmelzprozess enorm beschleunigt.
Während in den letzten drei Jahren der Mai relativ kühl ausfiel, war jener in diesem Jahr deutlich zu warm. Vor allem in den westlichen Regionen war es sogar teilweise der wärmste Mai der Messgeschichte.
Streckenweise verlief der Mai schon hochsommerlich, sodass es dem Schnee in Kombination mit dem vorhandenen Saharastaub sehr früh und besonders stark an den Kragen ging. Und auch der nun zurückliegende Juni fiel besonders warm, ja teils sogar sehr heiß, aus. Neben viel Sonne waren aber auch häufig heftige Gewitter unterwegs. Für die Gletscherregion war das freilich nicht gut verträglich, wie die oben genannten Schneehöhen beweisen. Die Nullgradgrenze lag oft in 4000 Meter oder teils darüber und auch in den Nächten reicht es auf den Gletschern nur selten für leichten Frost.
In den nun anstehenden Sommermonaten Juli und August wären für die Gletscher kühlere Phasen mit halbwegs regelmäßigem Neuschnee notwendig. Der Neuschnee würde die dunkleren Eisflächen mit dem teils darauf lagernden Staub oder Geröll überdecken und so die Albedo im Bereich der Gletscherregionen deutlich erhöhen. Allerdings sieht es in den Kurz- sowie in den Mittelfristprognosen derzeit nicht nach einem markanten Kaltlufteinbruch mit Sommerschnee aus. Generell ist die Wahrscheinlichkeit für solche wichtigen Schneefallereignisse im Sommer mit dem wärmer werdenden Klima zurückgegangen.
Mit den genannten Vorbedingungen droht den Gletschern in diesem Jahr somit ein besonders großer, wenn nicht gar historischer, Aderlass und Flächenverlust. Ohne die schützende Schneedecke kostet den Gletschern jeder heiße und sonnige Tag rund zehn Zentimeter Eis. Bis Ende September dauert im Schnitt die Ablationsperiode, jene Phase also in der im Massenhaushalt eines Gletschers die Ablation (also das Abschmelzen bzw. Sublimieren von Schnee und Eis) die Akkumulation überwiegt. Neben dem Flächenverlust dürfen auch die Einbußen in der Mächtigkeit der Gletscher vernachlässigt werden. Zuletzt sei noch ein Blick auf einen besonders markanten Gletscher gerichtet.
Die Pasterze, der größte Gletscher Österreichs und der längste der Ostalpen, droht gar in diesem Sommer auseinanderzubrechen. In den letzten Jahren hat sich die Gletscherzunge in der Größenordnung von rund fünfzig Metern pro Jahr zurückgezogen. Die Eisdicke nahm im Mittel etwa um 5 Meter pro Jahr ab, wobei es im untersten Bereich der Gletscherzunge sogar bis rund neun Meter waren. Der untere Bereich des Gletschers ist inzwischen nur noch über einen dünnen Eisstreifen mit dem oberen Teil verbunden (rot markierte Bereich in Abbildung 4).
Sollte dieser nur mehr wenig mächtige Eisstrom in diesem Sommer abschmelzen, dann wäre der untere Teil vom Eisnachschub abgetrennt.
Als Folge daraus, würde die Gletscherzunge in einem Zeitraum von etwa
10 bis 20 Jahren gänzlich verschwinden.
Insgesamt gehen die Glaziologen davon aus, das bis zur Mitte des Jahrhunderts die Alpen etwa 50 Prozent ihres derzeitigen Eisvolumens einbüßen könnten. Der Gletscherrückgang hätte große Auswirkungen auf die Alpen, da die Gletscher ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems, der Landschaft und der Wirtschaft der Region sind. Sie dienen als natürlicher Süßwasserspeicher für Flora und Fauna sowie für Landwirtschaft und Wasserkraft.
M.Sc.-Met. Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.07.2022
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Donner ? Gibt es einen Wettergott?
Es gibt viele Mythen um die Entstehung von Donner ? doch wie entsteht er eigentlich wirklich, warum hört er sich unterschiedlich an und wie weit ist das Gewitter entfernt?
Gewitter sind beeindruckende Phänomene, doch um ihre Entstehung, vor allem um die der damit verknüpften Geräusche, also der Donner, gibt es viele Mythen. Bei den frühen Völkern gab es nur eine mögliche Erklärung für die Entstehung von Donner, Wind und Regen, und zwar die einer Himmelsgottheit. In vielen Kulturen gab es Donnergötter, die immer etwas unterschiedlich ausgelegt waren. In der griechischen Mythologie war es Zeus, bei den Römern Jupiter, beide erhielten Donner und Blitz als Waffe. Beim nordgermanischen Donnergott Thor, entstand Donner dagegen dadurch, dass er mit einem Wagen durch den Himmel rollte und dabei von Ziegenböcken gezogen wurde. Was aber alle Mythen gemeinsam haben ist, dass sie wissenschaftlich eindeutig nicht belegbar sind.
Wie entsteht Donner denn jetzt wirklich? Ohne Blitz, kein Donner.
Donner sind das krachende oder grummelnde Geräusch, das von einem Blitz während eines Gewitters erzeugt wird. Sie entstehen durch sehr starkes Erhitzen des Blitzkanals in extrem kurzer Zeit (Bruchteil einer Sekunde). Sehr starkes Erhitzen bedeutet hier Temperaturen von über 30 000 Grad. Zum Vergleich: An der Oberfläche der Sonne werden knapp 6000 Grad erreicht. Durch die extrem kurze Zeitdauer hat die Luft eigentlich gar keine Zeit, um sich auszudehnen, was sie aber bei einem Temperaturanstieg anstrebt. Dadurch entsteht ruckartig ein sehr hoher Druck innerhalb des Blitzkanals verglichen mit der Umgebung.
Das nun folgende schnelle Ausbreiten dieses hohen Drucks in alle Richtungen wird als ?Schockwelle? bezeichnet. Der Druck breitet sich zunächst mit Überschallgeschwindigkeit aus. Wenn die Schockwelle dann weit genug vom Blitzkanal entfernt ist, ist der Druckunterschied gering genug und die Welle breitet sich dann nur noch mit Schallgeschwindigkeit aus und der Donner wird hörbar.
Aber warum hört sich Donner unterschiedlich an? Der Unterschied liegt vor allem an der Ausrichtung des Blitzkanals. Ist dieser rechtwinklig zum Beobachter, erreichen alle Schallwellen des gesamten Blitzkanals den Beobachter ziemlich genau zur gleichen Zeit. So hört der Beobachter nur einen, dafür sehr lauten Donner, der einem Knall ähnelt. Ist der Blitzkanal dagegen zum Beobachter hin geneigt, wird an jedem Ort des Blitzkanals eine Druckwelle erzeugt, die dann jeweils zu unterschiedlichen Zeiten beim Beobachter eintreffen.
Dadurch entsteht das bekannte ?Rollen? oder ?Rumpeln? des Donners.
Klar ist auch, je weiter der Beobachter sich vom Gewitter weg befindet, desto leiser ist der Donner zu hören. Ab einer entsprechenden Entfernung ist der Donner nicht mehr zu hören, sondern nur noch der Blitz zu sehen. Dieses Phänomen wird dann als Wetterleuchten bezeichnet.
Wie weit ist das Gewitter entfernt? Um die Entfernung des Gewitters zum Beobachter zu bestimmen, gibt es eine Faustregel. Hierfür ist es gut zu wissen, dass sich Blitz und Donner unterschiedlich schnell ausbreiten. Die Schallgeschwindigkeit beträgt ungefähr 340 Meter pro Sekunde, das bedeutet, dass sich das Geräusch, das wir als Donner wahrnehmen, mit 340 Metern pro Sekunde ausbreitet. Die Lichtgeschwindigkeit ist dagegen mit fast 300 000 Metern pro Sekunde deutlich größer, sodass der Blitz für den Beobachter früher zu sehen ist als der dazugehörige Donner. Um die Faustregel jetzt auch wirklich anwenden zu können, muss ein Donnern eindeutig einem Blitz zugeordnet werden. Wenn dies der Fall ist können die vergangenen Sekunden zwischen dem Aufleuchten des Blitzes und dem Wahrnehmen des dazugehörigen Donners gezählt werden. Diese Zahl der gezählten Sekunden kann nun durch 3 geteilt werden und man erhält den ungefähren Abstand des Gewitters in Kilometern. Der tatsächliche Abstand ist aber minimal größer, da hier nur mit einer Näherung gerechnet wird. Wer es etwas genauer haben möchte, multipliziert die gezählten Sekunden zwischen Blitz und Donner mit 340 und erhält den Abstand des Gewitters in Metern.
Zum Schluss bleibt nur zu sagen ?Donner ist gut und eindrucksvoll, aber die Arbeit leistet der Blitz.? Denn wie jetzt bekannt sein sollte, entstehen Donner nur, weil es Blitze gibt und das hat nichts mit irgendwelchen Himmelsgöttern zu tun, die mit einem Wagen im Himmel herumfahren.
Praktikantin Jana Schitthof mit Dipl.-Met. Marcel Schmid.
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.08.2022
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Diesen Artikel und das Archiv der "Themen des Tages"
finden Sie unter www.dwd.de/tagesthema
Heute betrachten wir die gefallenen Niederschlagsmengen im kürzlich zu Ende gegangenen meteorologischen Winter im Detail.
Nach dem trockenen Herbst schien der Winter 2021/2022 zunächst diesen Trend fortsetzen zu wollen, doch peu à peu drehte der Winter den Wasserhahn weiter auf, sodass die Wasserspeicher im Boden gefüllt werden konnten. Im deutschlandweiten Flächenmittel kamen insgesamt
204 Liter pro Quadratmeter (l/m²) zusammen und damit 113% (107%) der durchschnittlichen Regenmenge aus der Referenzperiode 1961-1990 (1991-2020). [Bezüglich der Periode 1981-2010, die der radarbasierten Niederschlagsauswertung zugrunde liegt, betrug die Abweichung nur 5%.] Wie der Niederschlag über die einzelnen Monate verteilt war, schauen wir uns im heutigen Thema des Tages an.
Beginnen wir mit dem Dezember, der - wie bereits angesprochen - die Serie von eher niederschlagsarmen Monaten fortsetzte. Mit 61,4 l/m² fielen 88%* (87%**) der durchschnittlichen Monatsmenge. Wie man auf der beigefügten Grafik anhand der roten Farben erkennen kann, war der Dezember vor allem in der Mitte und im Norden des Landes zu trocken.
Besonders trocken war es von Nordhessen und Ostwestfalen über Südniedersachsen bis zum Harz und Thüringer Wald, wo vielerorts nur
25 bis 40% des Monatssolls erreicht wurden. So wurden in Eisenach
(Thüringen) mit 16,3 l/m² nur 27% der durchschnittlichen Niederschlagsmenge erreicht. Noch trockener war es im Lee (windabgewandte Seite) des Harzes. In Quedlinburg und Arnstein-Ulzigerode (beide Sachsen-Anhalt) kamen nur 15,1 bzw. 13,5 l/m² zusammen. Südlich des Mains war die Niederschlagsbilanz in etwa ausgeglichen, entlang und südlich der Donau regnete bzw. schneite es stellenweise sogar deutlich mehr als in einem durchschnittlichen Dezember. In Augsburg gelangten 80 l/m² in den Messtopf, was 185% der üblichen Regenmenge entspricht. Der nasseste Ort (Bernau-Goldbach) ist allerdings im Südharz anzutreffen, wo sogar 301 l/m² (137%) gemessen wurden.
Der Januar kam im Bundesdurchschnitt auf 58,2 l/m², was bezüglich der Referenzperiode 1961-1990 mit 96% eine weitgehend ausgeglichene Bilanz darstellt. Bezüglich der nasseren Periode 1991-2020 betrug die negative Abweichung etwa 10%. Allerdings sind große regionale Unterschiede auffällig. In der Nordhälfte sowie ganz im Süden verlief auch der zweite Wintermonat zu trocken. In Königsborn nahe Magdeburg war Regen und Schnee mit nur 12,9 l/m² (37%) Mangelware. In der Feldberg-Region im Schwarzwald und im Bodenseeraum wurden stellenweise weniger als ein Drittel der üblichen Niederschlagsmenge erfasst. Am höchsten Schwarzwald-Gipfel kamen mit 47 l/m² nur 28% und in Deggenhausertal-Azenweiler 31% des Monatssolls (23 l/m²) zusammen.
Ganz anders verlief der Monat in Südhessen sowie im Osten Thüringens.
Mehrere Regenereignisse brachten dort viel Nass von oben. In Suhl-Heidersbach prasselten 192 l/m² vom Himmel, in Mertendorf waren es 88 l/m², was an beiden Orten mit 231% mehr als der doppelten Niederschlagsmenge eines durchschnittlichen Januars entspricht.
Der kürzlich zu Ende gegangene Februar war geprägt von einer strammen westlichen Strömung, bei der sich Tiefs die Klinke in die Hand gaben und beständig feuchte Meeresluft zu uns schaufelten. Folglich summierte sich der Niederschlag auf 81 l/m² im deutschlandweiten Flächenmittel, was 170%* (158%**) des vieljährigen Mittels entspricht. Vor allem über den Norden zogen wiederholt kräftige Regengebiete hinweg, die dort zu Überschwemmungen führten. Im gesamten Bundesland Schleswig-Holstein wurde mehr als die dreifache Monatssumme erfasst. Regional prasselte dort sowie im Nordwesten Niedersachsens und in Teilen von Mecklenburg-Vorpommern sogar die
vier- bis fünffache Regenmenge eines üblichen Februars vom Himmel, wie beispielsweise in Dörnick nahe Kiel mit 165 l/m² (498%). Das häufige Westgebläse sorgte auch für extreme Luv-Lee-Effekte.
Besonders in den West- und Südweststaulagen der westlichen und zentralen Mittelgebirge wurden die Regenwolken regelrecht ausgepresst. Daher wurde mit 364 l/m² (343%) in Suhl-Gehlberg am Thüringer Wald die größte Regenmenge gemessen. Im Lee der Mittelgebirge kam oft nicht viel Regen an. So war es in Quedlinburg und in Aschersleben-Mehringen im Harzlee mit 25 bzw. 21 l/m² ziemlich trocken. Nur 35 bzw. 60 km westlich dieser beiden Orte fiel in Braunlage im Stau des Harzes mit 318 l/m² (343%) die 12,5- bzw.
15-fache Regenmenge! Am trockensten war es im Gäuboden in Niederbayern (z.B. Geiselhöring: 16 l/m², 40%) sowie im Oberrheingraben im Lee der Vogesen (z.B. Vogtsburg-Bischoffingen: 19 l/m², 48%).
Summa summarum war der Winter also leicht zu nass, jedoch mit regionalen Unterschieden. Wegen des sehr nassen Februars wurde im Norden vielerorts die 1,5- bis zweifache Niederschlagsmenge erreicht, teils auch mehr (z.B. Dörnick: 279 l/m², 206%), ebenso wie im Stau einiger Mittelgebirge (z.B. Ellrich-Werna im Harz: 234 l/m², 238%).
Der niederschlagsreichste Ort war allerdings mit 717 l/m² (136%) die Zugspitze. Am wenigsten Niederschlag wurde mit gerade einmal 64 l/m²
(63%) in Königsborn gemessen. Die größten negativen Abweichungen vom vieljährigen Mittel gab es hingegen vom südlichen Alpenvorland bis zum Oberrhein. Am Feldberg im Schwarzwald wurden mit 220 l/m² nur 44% und in Blumberg-Randen am Südostrand des Schwarzwalds mit 112 l/m² Niederschlag 48% eines üblichen Winters erreicht.
Blockierende Hochdruckgebiete versperren seit Ende Februar Regenfronten den Weg nach Deutschland. Ob der Frühling regenreich oder trocken ausfällt, können wir aber erst in knapp drei Monaten abschließend beurteilen.
* Referenzperiode 1961-1990, ** Referenzperiode 1991-2020
Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.03.2022
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