Thema des Tages
Wissenschaft kompakt
Knoblauch: Der Wetterflüsterer im Beet
Was hat Knoblauch mit dem Wetter zu tun? Mehr als man denkt! Zum
Osterfest werfen wir einen würzigen Blick auf die beliebte Knolle.
Am Ostersonntag gibt?s bei vielen Schokohasen, Eier und vielleicht
auch Lamm. Letzteres wird nach Meinung einiger Hobbyköche vor allem
durch eine Zutat zum Fest: Knoblauch. Also tief durchatmen und rein
in die würzige Welt "zwischen Feld und Forecast"!
Beginnen wir mit einem Klassiker: Bauernregeln. In vielen alten
Kalendern hieß es sinngemäß: "Wächst der Knoblauch fett und rund,
bleibt der Sommer mild und gesund." Nun ja, wissenschaftlich belegt
ist das nicht- aber es zeigt: Knoblauch wurde lange als eine Art
pflanzliches Wetterorakel betrachtet. Tatsächlich reagiert die
Pflanze recht sensibel auf Witterungseinflüsse. Sie bevorzugt kühle
Temperaturen beim Austrieb und wärmere, trockene Bedingungen zur
Reife. Ein feuchter Sommer? Schlechte Nachricht für Knoblauch-Fans-
das gibt eher mickrige Zehen und erhöht die Gefahr von Schimmel oder
Fäulnis. Eine stabile Hochdrucklage hingegen lässt die Knollen
gedeihen.
Wetter beeinflusst nicht nur das Wachstum, sondern auch den
Geschmack. Denn meteorologische Bedingungen steuern die Bildung von
sekundären Pflanzenstoffen wie Allicin. Diese sind für den
charakteristischen Duft verantwortlich, der zuverlässig Vampire,
erste Dates (und manchmal auch Schwiegermütter) fernhält. Studien
zeigen: In Regionen mit viel Sonne und eher trockenen Böden ist der
Gehalt dieser Verbindungen höher- das bedeutet mehr Geschmack, aber
auch mehr Geruch. Wer also je das Gefühl hatte, dass Knoblauch aus
südlichen Ländern intensiver schmeckt, lag vollkommen richtig!
Ob im Beet, in der Pfanne oder als olfaktorisches Statement beim
Osterbrunch: Knoblauch lebt im Takt des Wetters. Und gerade zu
Ostern? wenn Lammbraten, Kartoffelgratin und allerlei Geselligkeit
auf dem Tisch stehen- darf er ruhig mal glänzen. Übrigens: In den USA
wurde erst gestern der "National Garlic Day" gefeiert. In diesem
Sinne: Auf das Wetter- das uns nicht nur beim Osterbrunch
Gesprächsstoff liefert- und auf die Knolle, die zeigt, dass man
selbst bei Aprilwetter würzig, robust und ein bisschen eigensinnig
sein darf. Frohe Ostern!
Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.04.2025
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